La radio publique allemande SR/ARD consacrera son émission "Literatur im Gespräch" de mardi 21 juin 2011 à Céline. (de 20h04 à 21h00)
www.sr-online.de
Bewundert, bezweifelt, bespuckt
Der Streit um Louis-Ferdinand Céline spaltet die Grande Nation
Ein Feature von Tilla Fuchs
Darf man Louis-Ferdinand Céline feiern? Und wenn ja: wie? Ein halbes Jahr vor dem 1. Juli 2011, dem 50. Todestag des umstrittenen Autors, sagte Kulturminister Frédéric Mitterand stellvertretend für die französische Regierung die geplanten offiziellen Feierlichkeiten zu Ehren des Schriftstellers ab. Führende Persönlichkeiten der französischen Öffentlichkeit, allen voran Serge Klarsfeld, Präsident der Organisation Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs, hatten gegen die „Pantheonisierung eines antisemitischen Schriftstellers“ Protest eingelegt. „Zensur“, antworteten Autoren wie Philippe Sollers und David Alliot, der in Le Monde sogar „literarischen Stalinismus“ monierte. Und der Philosoph Alain Finkielkraut befürchtete, die Absage könne das Gerücht über eine einflussreiche „jüdische Lobby“ nur verstärken.
So lodert seit Monaten eine lebhafte Kontroverse zwischen Célinianern, die an einen der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts erinnern wollen, und jenen, die ihn als Antisemiten abtun. Der Streit geht weit hinaus über die alte Frage nach dem Verhältnis von schlimmer Biographie hier und faszinierendem Werk dort, denn Célines umstrittene Kampfschrift „Bagatelles pour un massacre“ (1938 unter dem Titel „Die Judenverschwörung in Frankreich“ erschienen) ist ein eindeutig antisemitisches Buch. Die Kontroverse verläuft quer zu den politischen und weltanschaulichen Lagern und verlangt von jedem Einzelnen eine Entscheidung.
Das Feature begibt sich auf Spurensuche in die Heimat des Schriftstellers, der viele Jahre als Armenarzt in der Pariser Vorstadt gearbeitet hat. Auch Experten kommen zu Wort, etwa der Céline-Herausgeber Henri Godard, der Schriftsteller David Alliot und der Historiker Serge Klarsfeld. Erzählt wird die Lebens- und Schaffensgeschichte eines pessimistischen Misanthropen, der diese Haltung perpetuiert und zur Kernaussage seines Werkes gemacht hat – worauf u.a. die Modernität von „Voyage au bout de la nuit“ (1933 unter dem Titel „Reise ans Ende der Nacht“ erschienen, 2003 neu übersetzt) oder „Nord“ (1969 unter dem Titel „Norden“ erschienen) gründet.
Gleichzeitig wird versucht, die inneren Widersprüche in Célines Biographie darzustellen und aus der Sicht von Experten zu beleuchten: wie wurde aus dem Armenarzt und dem Wissensdurstigen, der zu Abenteuerreisen rund um die Welt aufbrach, jener lärmende antisemitische Menschenverächter, der sich mit der Vichy-Regierung solidarisierte und darum beinahe hingerichtet worden wäre? War er ein Provokateur? Ein Überzeugungstäter? Ein genialer Künstler auf politischen Abwegen? „Wenn Monsieur Céline die Menschen empört, dann weil Gott ihn genau dafür geschaffen hat“, schrieb Georges Bernanos bereits 1932…
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Bewundert, bezweifelt, bespuckt
Der Streit um Louis-Ferdinand Céline spaltet die Grande Nation
Ein Feature von Tilla Fuchs
Darf man Louis-Ferdinand Céline feiern? Und wenn ja: wie? Ein halbes Jahr vor dem 1. Juli 2011, dem 50. Todestag des umstrittenen Autors, sagte Kulturminister Frédéric Mitterand stellvertretend für die französische Regierung die geplanten offiziellen Feierlichkeiten zu Ehren des Schriftstellers ab. Führende Persönlichkeiten der französischen Öffentlichkeit, allen voran Serge Klarsfeld, Präsident der Organisation Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs, hatten gegen die „Pantheonisierung eines antisemitischen Schriftstellers“ Protest eingelegt. „Zensur“, antworteten Autoren wie Philippe Sollers und David Alliot, der in Le Monde sogar „literarischen Stalinismus“ monierte. Und der Philosoph Alain Finkielkraut befürchtete, die Absage könne das Gerücht über eine einflussreiche „jüdische Lobby“ nur verstärken.
So lodert seit Monaten eine lebhafte Kontroverse zwischen Célinianern, die an einen der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts erinnern wollen, und jenen, die ihn als Antisemiten abtun. Der Streit geht weit hinaus über die alte Frage nach dem Verhältnis von schlimmer Biographie hier und faszinierendem Werk dort, denn Célines umstrittene Kampfschrift „Bagatelles pour un massacre“ (1938 unter dem Titel „Die Judenverschwörung in Frankreich“ erschienen) ist ein eindeutig antisemitisches Buch. Die Kontroverse verläuft quer zu den politischen und weltanschaulichen Lagern und verlangt von jedem Einzelnen eine Entscheidung.
Das Feature begibt sich auf Spurensuche in die Heimat des Schriftstellers, der viele Jahre als Armenarzt in der Pariser Vorstadt gearbeitet hat. Auch Experten kommen zu Wort, etwa der Céline-Herausgeber Henri Godard, der Schriftsteller David Alliot und der Historiker Serge Klarsfeld. Erzählt wird die Lebens- und Schaffensgeschichte eines pessimistischen Misanthropen, der diese Haltung perpetuiert und zur Kernaussage seines Werkes gemacht hat – worauf u.a. die Modernität von „Voyage au bout de la nuit“ (1933 unter dem Titel „Reise ans Ende der Nacht“ erschienen, 2003 neu übersetzt) oder „Nord“ (1969 unter dem Titel „Norden“ erschienen) gründet.
Gleichzeitig wird versucht, die inneren Widersprüche in Célines Biographie darzustellen und aus der Sicht von Experten zu beleuchten: wie wurde aus dem Armenarzt und dem Wissensdurstigen, der zu Abenteuerreisen rund um die Welt aufbrach, jener lärmende antisemitische Menschenverächter, der sich mit der Vichy-Regierung solidarisierte und darum beinahe hingerichtet worden wäre? War er ein Provokateur? Ein Überzeugungstäter? Ein genialer Künstler auf politischen Abwegen? „Wenn Monsieur Céline die Menschen empört, dann weil Gott ihn genau dafür geschaffen hat“, schrieb Georges Bernanos bereits 1932…
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